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CLOTH FREICHEL-BALTES BILDENDE KÜNSTLERIN / MALERIN SIGNALE    AUS   DEM    ATELIER  Günter Scharwath     Bildende Kunst verfügt in sich über die Möglichkeit, Träger einer Nachricht zu sein; bildende Kunst besitzt darüber hinaus die Fähigkeit, einen Reiz auszuüben, der zu einer Verhaltensänderung führen kann. Notwendig dazu ist Kommunikation; ein Vorgang, der sich über das Bild vollzieht, das durch das Licht sichtbar wird. Der Künstler als Signalsetzer und der Betrachter als Empfänger dieses Signals können dann in einen Dialog eintreten. „Wenn die Voraussetzungen einer ordentlichen Beleuchtung geschaffen sind", so hat es Boris Kleint 1960 formuliert, „ist alles was im Bild und vom Bild aus geschieht, Sache des Malers oder auch noch des Betrachters". Und noch etwas ist erforderlich: Es ist auch Sache des bildenden Künstlers, seine Werke zugänglich zu machen, sie dem Auge des Betrachters auszusetzen.  Cloth Freichel-Baltes zeigt ihre Bilder seit Mitte der sechziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts in regelmäßigen Abständen auf Einzel- oder Gruppenausstellungen und stellt sich damit einem ständigen Dialog. Bemerkenswert dabei ist vor allem die Tatsache, dass sie bei aller Beharrlichkeit ihres künstlerischen Anliegens immer wieder Neues bietet. Noch immer ist die Weiterentwicklung ihrer Künstlerpersönlichkeit und ihres Schaffens so bestimmend, dass eine Retrospektive auf ihr so zu benennendes Lebenswerk noch -hoffentlich - lange auf sich warten lässt.  Sicher kann man schon einige Blicke zurückwerfen: So etwa auf die Zeit ihrer Ausbildung unter ihrem Johannes Itten und Wassily Kandinsky verpflichteten Lehrmeister Boris Kleint. Daher rührt ihre offenbare Tendenz zu einer geometrisierten Formensprache, jedoch Cloth Freichel-Baltes hat eine ihr eigene Farbpalette und ihr eigene Zeichengebung entwickelt. So etwa auf den Reisen, die sie 1980 in die Provence, 1989 nach Irland und 1994 in den Grand Canyon geführt haben. Daher rührt die Glaubwürdigkeit einer mit eigenen Händen begriffenen Naturerfahrung, jedoch hat sie es verstanden, diese einzelnen und gegensätzlichen Schritte zu einem kontinuierlich sich fortsetzenden Weg auszugestalten. So etwa die Themen, die sie meist in einer Art Gemeinschaft mit der Künstlerinnengruppe Saar behandelt hat. Daher rühren ihre sehr grundsätzlichen Arbeiten zu Gewalt und Eros (1987), zu Ursprung und Zivilisation (1995) und zu Raum und Zeit (2001), jedoch stets blieben diese Bildwerke ureigene Aussagen und Stellungnahmen, die nicht vom Namen der Künstlerin Cloth Freichel-Baltes abgetrennt werden können.  Diese besondere Art der Übereinstimmung wird von der Künstlerin mit Hilfe mehrerer Stilmittel sichtbar gemacht. Es ist die Wahl ihrer Farben, die das ganze Spektrum der in der Erde selbst zu findenden Farbigkeit umfassen. Es ist die Überarbeitung ihrer anfänglichen Bildkonzeption mittels der Malerei oder Collage, die das, was im Bild geschieht, verhüllt oder erst recht transparent werden lässt. Es sind die archaischen Zeichen einer mittlerweile unlesbar gewordenen Schrift, sowie ihre einfachen geometrischen Formen, von denen die Signale einer ursprünglich jungfräulichen Erde ausgehen. Häufig wurde jene von Menschenhand schon verletzt, aber sie kann und will weiterleben, sofern der Mensch versteht, dass er nicht gegen sie leben kann, sondern mit ihr leben will. Die Bilder der Künstlerin sind keine schreienden Pamphlete. Es sind ruhige und besinnliche Bilder, die unbeirrt Zeichen setzen, die eindringlich ihre Signale aussenden. Cloth Freichel-Baltes hat sich mit ihrer Kunst nie darin erschöpft, lediglich zu einer Rückbesinnung zu mahnen, sie leistet vielmehr einen sinnvollen Beitrag für die Gestaltung der Zukunft.
© 2016 ULRICH FREICHEL / IMPRESSUM